Demographischer Wandel ist Thema
„Wenn nicht jetzt ausbilden, wann dann?“ – unter dieses Motto hat die Agentur für Arbeit Herford die Halbjahresbilanz zum Ausbildungsmarkt gestellt. Veranstaltungsort dafür war gestern die Firma AGOFORM in Löhne.
„Wenn nicht jetzt ausbilden, wann dann?“ – unter dieses Motto hat die Agentur für Arbeit Herford die Halbjahresbilanz zum Ausbildungsmarkt gestellt. Veranstaltungsort dafür war gestern die Firma AGOFORM in Löhne.
Kreis Herford (LZ). »Weniger Bewerber, weniger Ausbildungsstellen und weiterhin kein rechnerischer Ausgleich auf dem Ausbildungsmarkt«, berichtete Frauke Schwietert, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Herford. Mit rechnerisch 65 gemeldeten Stellen für 100 Jugendliche sei die Ausbildungssituation im Wittekindkreis weiterhin unausgeglichen und nur geringfügig verändert gegenüber dem Jahr zuvor. Im März 2013 hätten 100 Jugendlichen sogar nur 62 freie Ausbildungsstellen zur Verfügung gestanden.
»Neben der rein rechnerischen Lücke gibt es eine weitere Herausforderung am regionalen Arbeitsmarkt: Angebot und Nachfrage finden schwerer zusammen«, betonte Frauke Schwietert. Genau das sei angesichts des demographischen Wandels und des damit drohenden Wegfalls von qualifizierten Arbeitnehmern ein großes Problem. Michael Ruprecht, Geschäftsführer der Löhner Firma Agoform, bestätigte diese Aussagen. »Wir halten bereits jetzt nach Facharbeitern Ausschau. Allerdings ist der Markt hier in der Region abgegrast. In Kooperation mit anderen Unternehmen halten wir jetzt auch in südeuropäischen Ländern wie Spanien und Portugal, aber auch beispielsweise in Polen Ausschau nach Arbeitern. Wenn sich die Situation nicht verändert, werden wir in drei bis vier Jahren auf diese Fachkräfte zurückgreifen müssen«, betonte Ruprecht. Petra Chevalier, Arbeitgeber-Service-Vermittlerin der Agentur für Arbeit Bad Oeynhausen, weiß um dieses so genannte »Incoming«-Verfahren Bescheid und bietet Unternehmen in diesem Bereich auch entsprechende Unterstützung an.
Der Agoform-Geschäftsführer wies darauf hin, dass immer mehr Auszubildende dank eines höheren Schulabschlusses nach ihrer Ausbildung ins Ausland gehen oder Weiterbildungen in Anspruch nehmen würden. »Und damit gehen sie uns als Mitarbeiter verloren.« Derzeit beschäftige Agoform zehn Auszubildende. »Einer absolviert ein duales Studium. Sechs Plätze sind im gewerblichen Bereich vergeben und vier im kaufmännischen«, sagte Ruprecht. Gesucht würden vor allem junge Menschen, die sich für den Ausbildungsberuf Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik interessieren. »Die Wenigsten wissen etwas mit dem Begriff anzufangen. Dabei bietet dieser Beruf hervorragende berufliche Perspektiven.«
Wie Frauke Schwietert betonte, engagiere sich die Agoform GmbH Jahr für Jahr in Sachen Ausbildung. So würden regelmäßig Praktikumsplätze und Kooperationen mit Schulen angeboten. »Zusätzlich sind wir bei der Ausbildungsmesse Step One dabei. Und natürlich ist uns auch der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur eine Hilfe«, betonte Michael Ruprecht. Georg Hartsieker, Betriebsleiter der Agoform GmbH, und Dirk Wehking von der Agosol GmbH & Co. KG seien bereits jetzt auf der Suche nach geeigneten Auszubildenden für das Jahr 2015. »Wir werden uns weiter um die Fachkräfte von morgen bemühen. Denn diese jungen Menschen tragen entscheidend zum Erfolg des Unternehmens bei«, waren sich die Firmenvertreter einig.
Von Sonja Töbing
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