AGOFORM - Nachhaltige Unternehmen

26 Titel | Nachhaltige Unternehmen noch keinen Zeitpunkt für eine ausgeglichene Klimabilanz bei den Produkten nennen. „Es laufen schon Produktversuche, beispielsweise fragen wir, wie wir Materialien trennen können, damit sie recyclefähig sind. Auch mit dem ‚Cradle-to-Cradle‘-Thema beschäftigen wir uns. Beim Produktdesign haben wir die Mischverbauungen deutlich reduziert.“ Es seien komplexe Herausforderungen, um die Klimaneutralitätsziele zu erreichen. „Wir sind 2030 in der Lage, einzelne Produkte klimaneutral zu fertigen, wenn die Infrastrukturen in der Lieferkette vorhanden sind, damit man CO2-Neutralität erreichen kann. Ein Treiber ist hier die Stahlindustrie“, sagt Lehmkuhl. NACHHALTIGKEIT VON ANFANG AN MITDENKEN „Wie können Unternehmen bereits in der Produktentwicklung das Thema Nachhaltigkeit mitdenken?“ An Antworten auf diese Frage forscht Dr. Christoph Jürgenhake vom Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik (IEM) in Paderborn. Gemeinsam mit den ostwestfälischen Unternehmen Miele, Diebold Nixdorf, Wago und CP contech wird an der Entwicklung von Produkten für die Kreislaufwirtschaft gearbeitet. „Wir setzen damit bei ‚Scope 3‘ an, der Stufe, die indirekte Emissionen der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette erfasst“, erläutert der promovierte Maschinenbauingenieur. Am IEM verantwortet der 39-Jährige als stellvertretender Abteilungsleiter den Bereich „Systems Engineering“. Mit dem aktuell gestarteten IEMForschungsprojekt soll an konkreten Beispielen analysiert werden, wie ein CO2-Foodprint berechnet werden kann, vom Küchengerät bis zumGeldautomaten. Daraus soll eine Systematik entstehen, die wiederrum von allen produzierenden Unternehmen genutzt werden kann. Die IHK-Klimainitiative „gemeinsam klimaneutral 2030“ legt die Parameter des „Greenhouse Gas Protocol“ (GHG) zugrunde. Demnach fallen unter Scope 1 solche Treibhaus-Emissionen, die direkt im Unternehmen entstehen, beispielsweise durch den eigenen Fuhrpark, den unternehmenseigenen Energieerzeugungsanlagen oder aus Produktionsprozessen, etwa bei der Zementherstellung. Bei Scope 2 werden indirekte Treibhausgas-Emissionen aus der Erzeugung zugekaufter Energie, zum Beispiel Strom oder Fernwärme, erfasst. Scope 3 berücksichtigt die indirekten Emissionen der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette. Bei der IHK-Klimainitiative verpflichten sich die teilnehmenden Unternehmen, dass sie bezogen auf die Scope 1 und 2-Ziele klimaneutral am Standort wirtschaften, eine Erweiterung auf Scope 3 stehe den Unternehmen frei. Für Jürgenhake ist Scope 3 die Königsdisziplin. „Wie kann ich Produkte so designen, dass sie effizient und Teile austauschbar sind?“, lautet für ihn die Herausforderung. „Die Einsparung von CO2 in der Produktion spielt bei lang genutzten Produkten eine eher untergeordnete Rolle.“ Würden beispielsweise bei der Fertigung eines iPhones 70- bis 75 Prozent der CO2-Emissionen in den Scope 1 und 2-Phasen anfallen, sei es bei Waschmaschinen unter fünf Prozent. Fast 95 Prozent des CO2-Ausstoßes würde durch die Nutzung des Gerätes entstehen. „Der Knackpunkt ist der Lebenszyklus des Gerätes. Beim Smartphone werden zwei Jahre zu Grunde gelegt, bei Waschmaschinen zehn Jahre und bei Werkzeugmaschinen 20 Jahre. Bei der Kreislaufwirtschaft wird der gesamte Lebenszyklus des Geräts betrachtet. Da ist der „Die Einsparung von CO2 in der Produktion spielt bei lang genutzten Produkten eine eher untergeordnete Rolle.“ Dr. Christoph Jürgenhake, Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik (IEM) Von Anfang an Reparaturmöglichkeiten mitdenken Nachhaltigkeit beginnt mit der Konstruktion von neuen Maschinen oder Aggregaten. Fotos: IEM; Gorodenkoff/stock.adobe.com

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